
Es war eine schöne Hochzeit, die in einem Schloss stattfand, mit märchenhaften Dekorationen und Gästen, die teure Anzüge und Kleider anhatten. Es sollte also nichts und niemand die Atmosphäre der Romantik und Schönheit für das Brautpaar und die Gäste vermasseln… Und dann kam das professionelle Team „Valerka“ ins Spiel.
Schon früh am Morgen lief alles schief: entweder war die Sternenkonstellation am Himmel dafür verantwortlich oder wir hätten einfachen einen schlechten Tag. Jedenfalls hat Valera beim Frühstück etwa 6 Teller vom Buffet fallen lassen, ich habe einen Fleck auf meiner nagelneuen Hose entdeckt, und als Kostja vom Parkplatz fahren wollte, hat er vergessen den Rückwärtsgang einzuschalten und fuhr stattdessen in das davorstehende Auto.

So fing also der Tag der Hochzeit an, die wir nie vergessen werden.
Der Bankettsaal. Soundcheck. Traditionelle Frage: „Wo sind die Mikros?“ „Verdammt!“
Google. Ein Musikfachgeschäft. Kostja macht sich auf den Weg und kauft drei Stück der Marke „Sennheiser“. Montag geben wir sie zurück, es ist ja nicht das erste Mal.
Licht kontrollieren. Licht funktioniert.
Danja: „Die Braut wollte doch Türkis.“
Kostja: „Ist das nicht Türkis?“
Danja: „Nein. Das ist Violett.“
Kostja:“ Und ich dachte, es ist Türkis.“
Die Gäste versammeln sich langsam. „Jungs, machen wir Interviews“, „An die Arbeit“. 6-7 Interviews sind gemacht. „Und ich… habe keine Interviews gemacht, sorry“… vergessen wir die Interviews. „An die Arbeit, das Brautpaar kommt“.
Alles ist auf höchstem Niveau. Wir sprechen schöne Worte, alles scheint wieder ins Lot zu kommen. Valera, dreh mal die Musik voll auf… „Ah, verdammt! Danila, steh doch nicht so nah zu der Box mit dem angemachten Mikrofon“.
Die Gäste sind gerade damit beschäftigt, das Brautpaar zu gratulieren. Wir haben etwas Zeit für eine kleine Verschnaufpause. „Los Jungs, reißt euch zusammen, sonst jagen wir den Laden auch noch versehentlich in die Luft“. Die Geschenke sind übergeben. Wow, das Ding für die Geldumschläge ist so schön… und groß. „Kostja, hilf mal dem Trauzeugen es zum Tisch zu tragen.“ Und wir fangen währenddessen an. „Guten Abend, liebe Gäs…“. Man hört, dass etwas runterfällt, auch ein paar Panikgeräusche: alles gut, Kostja hat nur das Ding mit den Umschlägen fallen lassen. Wir sammeln das Ganze auf.
Und die Feier hatte noch nicht ein mal richtig angefangen…
Leinwand
– Wie geht es dem Brautpaar?
– Die beiden scheinen zufrieden zu sein.
– Haben die etwas über das Türkis gesagt?
– Nur, dass es nicht Türkis ist.
Weiter geht’s. Ansprache an die Eltern. „Liebe Freunde, als allererstes wollen wir euch natürlich die wichtigsten Gäste dieser Feier vorstellen – die Eltern von dem Brautpaar. Applaus bitte.“ Jemand lacht. „Kostja, das sind nicht die Eltern“.
Wir machen weiter.
Abend. 30 Minuten bevor die Torte rausgefahren wird.
– Wir haben ein Problem.
– Was für eins?
– Während die Torte rausgefahren wird, müssen wir die „Love Story“ zeigen.
– Verstehe. Und wo ist das Problem?
– Wir haben die Leinwand nicht mitgenommen.
– Wow, und wie sollen wir jetzt die „Love Story“ zeigen?
– Damit habe ich ja angefangen: wir haben ein Problem.
Einen Projektor hatten wir, die Leinwand haben wir irgendwie vergessen… Dabei wurde die „Love Story“ scheinbar vom Spielberg persönlich gedreht und so viel Kohle in den Streifen investiert, den ganzen Abend warten alle gespannt darauf, und jetzt – so ein Missgeschick.
Wir rauchen und denken nach. Valera, mach mal mit der Disko weiter. Wir brauchen Zeit. Oder eine Leinwand.
Wir gehen wieder rein. Kostja. Ein Blick auf das Buffet. Wir suchen den Chef.
– Entschuldigung, sind Sie hier für das Buffet verantwortlich?
– Ja, ich.
– Dürfen wir uns von einem der Tische die Tischdecke ausleihen?
– Also ich weiß nicht, fragen wir lieber mal die Braut. Da kommt sie…
– Stopp! Vergessen Sie es.
„Kuckt er?“ Runter damit. Der Tisch bleibt ohne Tischdecke stehen. Nicht schlimm, es ist ja schon dunkel.
20 Minuten bevor die Torte rausgefahren wird.
Wir können doch nicht die Tischdecke mit den Händen hochhalten so lange die „Love Story“ läuft. Das ist doch kein Diafilm. Wir denken wieder nach und rauchen. Es gibt ein Hotel in der Nähe. Sollen wir reingehen und nachfragen? Ja, komm.
„Entschuldigen Sie, haben Sie nicht zufällig eine Leinwand für eine Stunde? Wir zahlen so viel Sie wollen.“ Wir warten. Die Frau fragt nach. „Ja, wir haben eine, sie steht aber am anderen Ende des Hotels, da ist gerade eine Baustelle, da kommt man jetzt nicht durch.“
15 Minuten bevor die Torte kommt.
Eine rauchen. Nachdenken. Wir spazieren ein bisschen in der Gegend rum. Da ist ja die Baustelle. „Kuck mal, eine Rigipsplatte“.
Ein Zaun. Wir klettern hinüber. Zum Teufel mit den Anzügen.
10 Minuten vor der Torte.
Riesige graue flache Rechtecke. Ungefähr 3*2,5 Meter. Zaun. „Ich klettere, du schmeißt sie rüber zu mir.“ An die Arbeit.
In 5 Minuten kommt die Torte.
– Wir schaffen es nicht…
– Doch. Kündige den Walzer an.
„Walzer, meine Damen und Herren“.
– Valera, spiel weiter die langsamen Songs. Wir brauchen noch Zeit.
Hintereingang.
– Mist, sie kommt nicht durch.
– Wir können doch nicht das Ding durch den Vordereingang reinschleppen.
– Und was bleibt uns anderes übrig?
– Wie würde es wohl aussehen, die Hochzeitsmoderatoren kommen in den Saal mit einer riesigen Rigipsplatte.
– Dann müssen wir eben die fertige Leinwand reinbringen.
Wir spannen die Tischdecke an und kleben sie mit dem Scotch an die Rigipsplatte. Sehr schön.
-Valera, wie lange kannst du noch die Gäste hinhalten? Ein Blick auf die Tanzfläche. – 6-7 Minuten. Dann los.
Die Leinwand ist fertig.
– Wie soll sie denn stehenbleiben?
– Die Stühle werden von hinten dafür sorgen, dass sie gerade steht.
– Verdammt, sie hält nicht.
Projektor ist an. Die Leinwand steht aber noch nicht.
– Mach das Video an.
– Die hält doch nicht.
– Mach mal, ich hoffe das Video ist nicht lang. Ich werde die Leinwand halten.
3..2..1.. Romantische Musik, auf der Leinwand ist die Braut mit dem Bräutigam zu sehen, das Bild ist ausgezeichnet, die Gäste essen die Torte und niemand ahnt es, dass hinter der Leinwand Kostja mit ausgebreiteten Händen steht und mit seinem Rücken eine riesige Rigipsplatte gerade hält, die wir vor ein paar Minuten von einer Baustelle gemopst haben.
Mitternacht. Feuerwerk. Das Brautpaar und die Gäste genießen äußerst zufrieden die leuchtenden Blitze am Himmel.
Und nur die zwei Hochzeitsmoderatoren der Premium Klasse schleppen die rechteckige Platte zu der Baustelle zurück…
So, und dann behauptet auch noch jemand, dass Hochzeiten zu moderieren ein leichter Job ist…
